05. November 2020

So entstand mein Künstlername

Wie du in meinem Buch vielleicht schon gelesen hast, machte ich 2013 eine Ausbildung zur Domina bei der Hamburger alteingesessenen Domina La Merada. In der Zeit lernte ich alles Wesentliche, das ich zur Tätigkeit in dem dunklen Gewerbe wissen musste.

Eines Tages fragte mich La Merada: „Wie möchtest du dich denn nennen? Was soll dein Arbeitsname sein?“ Puh, darüber hatte ich mir noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Sowieso war die ganze Welt des BDSM für mich neu. Mit offenem Mund lief ich in dem SM-Studio herum und ich kann sagen: Ich war fasziniert und schockiert zugleich. Dennoch war es eine berechtigte Frage. Wie würde ich mich nennen wollen? Ich nahm die Aufgabe mit nach Hause.

Abends in meinem Bett ließ mich die Frage nicht los. Ich grübelte. Was soll mein Künstlername sein? Ich kannte mich zu dem damaligen Zeitpunkt noch Null Komma Null in der Szene aus. Auch wusste ich nicht, wie andere Dominas heißen. Witziger Weise googelte ich das auch nicht. La Merada gab mir noch mit auf den Weg: „Dominas sind adelig. Wir sind in der Hierarchie oben angesiedelt. Deswegen nennen sich viele Dominas Lady oder Miss. Aber das ist langweilig. Wie wäre es denn, wenn du dich Donna nennst? Das ist die italienische Adelsform und steht für Frau.“

Als ich nun grübelnd und irgendwie mit leichtem Gefühl der Aufregung in meinem Bett lag, stellte ich fest: „Ich finde Donna doof.“ Somit schloss ich diesen Titel für mich und meinen Namen aus. Es kamen mir Namen und Begriffe in den Sinn, die ich jedoch gleich wieder bei Seite schob oder verwarf. Doch an einem Namen blieb ich hängen. Er schoss mir wie ein Blitz in meine Gedanken: AURORA. Ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen. Und fand Gefallen an ihm. AURORA. Der Name hörte sich für mich in dem Moment geheimnisvoll, erotisch und zugleich mächtig an. Mir fiel ein, dass die Tochter von Michelle Hunziker ebenso AURORA hieß. Das gefiel mir. Die Entscheidung war gefallen: Ich werde mich AURORA nennen. Aber ich brauchte noch einen Adelstitel. Donna Aurora? Das hörte sich für mich damals überhaupt nicht fließend an. Aus heutiger Sicht betrachtet, muss ich sagen, dass ich es nun gar nicht mehr schlecht finde. Ich erinnerte mich an La Meradas Worte: „Viele nennen sich Lady oder Miss.“ „Lady Aurora. Das klingt gut.“ Und somit stand mein Entschluss zur Namenswahl fest: Lady Aurora.

Ein paar Wochen später unterhielt ich mich mit einem Gast. Er berichtete mir, dass er meinen Künstlernamen überaus schön fand. Er klärte mich auf: „Nach der römischen Geschichte oder Mythologie ist Aurora die Göttin der Morgenröte. Nach ihr ist auch das rot-grünliche Polarlicht benannt.“ Das war mir zu dem Zeitpunkt neu und begeisterte mich. Ich hatte also die richtige Wahl bezüglich meines Namens getroffen.

Mit den Jahren jedoch langweilte mich die Form Lady tatsächlich auch. Denn La Merada hatte Recht: Alle Damen in meiner Branche nennen sich so. Und tatsächlich war ich irgendwann nicht mehr die einzige Mistress, die sich Lady Aurora nannte – zu meinem Ärgernis.

Es muss 2018 gewesen sein, als ich mich erneut auf die Suche nach einem geilen Künstlernamen machte. Meine Bekannte Mable hatte ein Mädchen geboren. Sie taufte es Nia. Ich war begeistert. Diesen Namen hatte ich noch nie zuvor gehört. Ich war verliebt in den Namen Nia und fing an, mich Nia zu nennen.. Doch Nia allein war zu nackig. Es musste ein passender Nachname her. Am besten einer, der ebenso mit dem Buchstaben N beginnt, denn das klingt immer gut – meiner Meinung nach. Nach kurzem Brainstorming blieb ich bei Noxx hängen. Nia Noxx. Das fand ich fantastisch. Mein neues Pseudonym war geboren.

Nach kürzester Zeit musste ich jedoch feststellen: Ich war bereits unter Aurora zu bekannt, als dass ich einen Namenswechsel einfach von statten laufen lassen könne. Jeder kannte mich unter Aurora – Kolleginnen und Gäste. Den Namen konnte ich nicht einfach ablegen. Und ich überlegte mir: Dann wird es halt AURORA NIA NOXX.

Auch wenn ich von Kolleginnen bezüglich meines Namens oft hörte: „Warum so kompliziert?“ oder „Der Name ist viel zu lang!“ oder „Das kann sich niemand merken!“ – Ich fand den Namen übertrieben gut. Und blieb dabei.

Heute ist unter meinem anfänglichen Pseudonym meine Marke geworden.